Von Katzenhilfe Neuwied e.V., letzte Aktualisierung am 22.10.2017 um 17:31h
Eine Villa für ungeliebte Mini-Tiger
Die Geschichte der Katzenhilfe Neuwied e.V. ist bis heute eng mit Ihrem Namen und einem Haus verbunden: Jutta Gräfin Praschma und ihrem Landratsgarten. Dabei entwickeltes sich die Liebe zu den schnurrenden Vierbeinern eher spät im Leben der adeligen Neuwiederin.
Eines Tages brachte ihr eine ihrer Töchter zwei winzige Katzenbabys mit nach Hause. "Die werden erschlagen, wenn wir sie nicht nehmen!" Ein Satz, den Jutta Gräfin Praschma zunächst nicht glauben wollte, der sich bei näherer Betrachtung aber schnell als grausame Tatsache entpuppte: Tatsächlich war es damals vor allem in der Landwirtschaft absolut üblich, überzähligen Katzennachwuchs kurzerhand zu erschlagen oder zu ertränken. Diesen schrecklichen Zustand konnte und wollte die frischgebackene Katzenbesitzerin nicht hinnehmen und so gründete sie gemeinsam mit 18 Gleichgesinnten am 4. Juli 1985 die Katzenhilfe Neuwied e.V.
Die Katzen, die der Verein bald aufnahm, wurden im herrschaftlichen Zuhause der "Katzengräfin" (wie Jutta Gräfin Praschma bald genannt wurde) untergebracht: Was mit einer kleinen Abstellkammer begann, endete einige Jahre später im gesamten Erdgeschoss des historischen Landratsgartens. Manchmal waren es 30 Samtpfoten, die gleichzeitig dort lebten. Das bedeutete für die Vorstandsfrauen und die vielen treuen EhrenamtlerInnen einen Einsatz rund um die Uhr. Mit viel Enthusiasmus und mit jeder Menge privater Geldmittel halfen sie Not leidenden Katzen. Das war oft mehr als beschwerlich. So gab es zum Beispiel im Haus keine Möglichkeit, die großen Mengen an Katzentoiletten, Katzenboxen oder Futterschüsseln zu reinigen. Alles, auch das heiße Wasser, musste mühsam nach draußen in den Hof geschleppt werden, um es dort zu säubern!
Was für eine Aufgabe - Tag für Tag! Trotzdem wurde es den vielen Helferinnen und Helfern nie zu viel, einige sind sogar bis heute dabei geblieben.
Eines der wichtigsten Ziele des Vereins war von Anfang an die Kastration möglichst vieler Katzen. Denn nur so kann die Katzenflut - und damit das Katzenelend - eingedämmt werden. Obwohl das Bewusstsein und die Bereitschaft, die eigene Katzen kastrieren zu lassen, in der Gesellschaft in den letzten drei Jahrzehnten durchaus gewachsen sind, ist der Verein in dieser Hinsicht noch lange nicht am Ziel. Und das, obwohl die Katzenhilfe seit mehr als 30 Jahren Aufklärungsarbeit leistet und jedes Jahr etwa 300 Katzen kastrieren lässt. Das macht auf diese Jahrzehnte hochgerechnet immerhin mehr als 9.000 kastrierte Katzen.
Gräfin Praschma leitete als erste Vorsitzende mehr als 20 Jahre lang mit genauso viel Herzblut wie kühlem Verstand die Geschicke des Vereins. Sie war für Außenstehende stets die Seele und das Gesicht der Katzenhilfe Neuwied. Selbst wurde sie jedoch nicht müde zu betonen, dass sie lediglich das "Aushängeschild" sei und dass der Tierschutz nur auf viele Schultern verteilt getragen werden und erfolgreich sein könne. Ihr Tod im Januar 2009 traf die Vereinsmitglieder und besonders die aktiven Helferinnen und Helfer hart.
Es begann eine Zeit des Wandels. Die bisherige zweite Vorsitzende, Sigrid Grüter, - ebenfalls eine Frau der ersten Stunde – rückte als Nachfolgerin von Gräfin Praschma an die Spitze des Vereins. Aber auch die Tage im Landratsgarten waren gezählt. So prächtig und geschichtsträchtig das Anwesen war: Das denkmalgeschützte Haus war stark renovierungsbedürftig und die Mittel des Vereins reichten bei weitem nicht aus, um diese Aufgabe zu stemmen.
So zog die Katzenhilfe im Januar 2012 in die Rheinstraße 138 in Neuwied um. Die meisten Katzen werden hier aufgenommen. In Hoch-Zeiten können das schon mal 30 Tiere sein. Sie alle werden bis zu ihrer Vermittlung in (immer noch) ehrenamtlicher Arbeit versorgt – und das an 365 Tagen im Jahr! Katzen mit besonderen Bedürfnissen wie Mütter mit ihren Welpen, chronisch kranke oder sehr alte Tiere werden auf einer der vielen privaten Pflegestellen des Vereins untergebracht. Die (verpflichtende) Kastration ist noch immer ein wichtiges Thema und beschäftigt zunehmend auch die Politik. Es gibt viele Fronten, an denen die Aktiven des Vereins unermüdlich kämpfen (müssen). Die "Katzengräfin" jedenfalls wäre stolz über dieses auch nach fast 40 Jahren ungebrochene Engagement.